Feind aus der Vergangenheit by Wolf Stefan

Feind aus der Vergangenheit by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


„Sage ich doch.“

„Und das Schlüsselbund haben Sie vorgestern verloren?“

„Vorgestern!“

Tim grinste den Kommissar an. „Jetzt haben Sie ihn, Herr Glockner. Bitte, sehen Sie sich mal die Außenseite des Lederetuis an! Ein kleiner Fleck ist drauf. Hellblaue Farbe! Ganz frisch. Genau die vom Außenanstrich. Das hat Paluschke nicht bemerkt. Kein Wunder! Vor so einem Überfall ist man mit seinen Gedanken...“

Weiter kam er nicht.

Paluschke begriff offenbar, daß er sich bereits in Teufels Küche befand. Er verplemperte keine Sekunde, sondern riß beide Unterarme schützend vors Gesicht und stürmte durch die geschlossene Terrassentür. Die bestand — abgesehen vom Rahmen — aus Glas.

Es krachte, klirrte, splitterte. Dann verschwand Paluschke über die Terrasse und links um die Hausecke.

Tim war schon an der Eingangstür.

Als er über die Veranda jagte, kam Paluschke hinter dem Haus hervor. Er wollte zu seinem Wagen. Tim war vor ihm dort. Paluschke blutete am Hals und an den Händen, aber nur schwach. Das Schnappmesser in seiner Rechten war bitterer Ernst.

„Weg da, Bengel!“

Paluschke griff an. Im nächsten Moment durchzuckte ihn lähmender Schmerz. Dann lag der Ganove neben dem Wagen und rang nach Luft.

Glockner kam durch die Eingangstür. Steingruber nahm den rückwärtigen Weg, hatte seine Pistole in der Hand und Entschlossenheit auf den Zügen, konnte aber nichts mehr einsetzen, denn die Überwältigung war beendet.

Paluschke wurde mit Handschellen gefesselt und ins Haus gebracht, wo er gewissermaßen neben sich stand — wie ein k. o.-geschlagener Boxer, der seinen Namen noch nicht wieder weiß, aber die Niederlage begreift.

Glockners Fragen hämmerten ein auf ihn. Und Paluschke redete. Was er sagte, war ein Geständnis. Daß sie zu dritt seien: Terroristen. Ja, sie gehörten zu den Neroisten. Norbert Trensl heißt der zweite, Karl-Erich Flühm der dritte. Den Überfall hätten sie im Auftrag Neros gemacht — den sie aber nicht kannten. Trensl wohne in Rödlkamp. Flühm irgendwo in der Großstadt. Wo, wisse er nicht. Das sei nur Trensl bekannt. Aus Sicherheitsgründen. Die Hälfte des Geldes befinde sich in der Gepäckaufbewahrung, die zweite Hälfte bei Trensl.

„Wer ist Nero?“ bohrte Glockner.

Tim beobachtete den Verbrecher. Allmählich klarte dessen Blick wieder auf. Die Schock-Wirkung ließ nach.

„Ehrlich, Herr Kommissar. Wir haben ihn nie gesehen. Er meldet sich nur telefonisch. Vielleicht ist er ein hohes Tier in irgendeiner Staatsregierung und mit den allgemeinen Zuständen unzufrieden, hähähäh.“

„Wozu sollte das Geld verwendet werden? Euer Unterhalt kostet nicht soviel.“

„Ich sollte... Sprengstoff kaufen.“

„Auch der kostet nicht... Moment mal! Sprengstoff? Wofür?“

Jetzt war er wieder bei sich, der Kerl. Tim sah’s ihm an. Paluschke Blicke wieselten. Das nächste Wort würde eine Lüge sein.

„Ich... weiß nicht. Der Chef hat noch nicht gesagt, was anliegt. Irgendein Anschlag. Keine Ahnung, wo und gegen wen.“

Lüge! dachte Tim.

Glockner musterte den Terroristen voller Abscheu.

„Dich werden bald unsere Spezialisten verhören. Vielleicht fällt dir dann mehr ein als jetzt.“

Glockner wandte sich an Tim. „Aber unser Ergebnis ist nicht schlecht. Jetzt holen wir die Beute, die halbe immerhin. Und dann zu Trensl. Wenn wir den haben, kriegen wir auch den dritten, diesen Karl-Erich Flühm.“

Polizeimeister Steingruber führte Paluschke hinaus. Zwei Spatzen hockten auf dem Veranda-Geländer. Auch jetzt war die Farbe noch feucht. Als die Spatzen aufflogen, hatten sie blaue Schuhe an.



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